Kastanien als natürliches Reinigungsmittel

Kastanien als natürliches Reinigungsmittel

Konventionelle Reinigungsmittel sind teuer, mit zahlreichen chemischen Zusätzen versehen und eine enorme Menge Plastikmüll. Für eine nachhaltige Lebensweise ist das nicht optimal. Dabei gibt es ein natürliches und kostenloses Mittel, mit dem sich verschiedene Reinigungsarbeiten erledigen lassen: Rosskastanien.

Zeit zum Reinigen? Ran an die Kastanie

Gute Nachrichten für alle, die schweren Herzens an wunderschönen Kastanien vorbeigelaufen sind, weil sie keinen Verwendungszweck für diese hatten: Rosskastanien sind nicht nur hübsch, sondern auch nützlich. Sie machen nämlich sauber.

Die Rosskastanie ist eine Unterart der Seifenbaumgewächse. Ihre Früchte, die rotbraun glänzenden Kastanien, enthalten verschiedene praktische Wirkstoffe wie Saponine, Flavonoide und Gerbstoffe. Dank dieser gelten Rosskastanien unter anderem als Naturheilmittel gegen verschiedene Beschwerden.

Saponine haben die praktische Eigenschaft, dass sie im Wasser Schaum bilden. Es handelt sich also um einen pflanzlichen Seifenstoff. Daraus erschließt sich eine einfache und sehr effektive Verwendungsmöglichkeit von Kastanien: als Reinigungsmittel. Aus gewöhnlichen Kastanien lassen sich Wasch-, Spül- und Putzmittel anfertigen. Es ist nicht nur preiswerter, diese Mittel selbst herzustellen, als Reinigungsprodukte zu kaufen, sondern auch nachhaltig und umweltfreundlich. Noch dazu erfolgt die Zubereitung regional und es sind keine chemischen Zusätze erforderlich.

Kastaniensud als Waschmittel

Um Kastaniensud für einen Waschgang herzustellen, genügen etwa fünf bis acht Kastanien sowie 300 Milliliter Wasser. Nutzen Sie möglichst frisch gefallene Exemplare ohne Beschädigungen und säubern Sie diese mit etwas Wasser. Sofern Sie weiße Wäsche waschen möchten, empfiehlt es sich, die Kastanien zu schälen, um Verfärbungen zu verhindern. Im Anschluss zerkleinern Sie sie mit einem Messer, mit einem Mixer oder – in einem Tuch eingewickelt – mit einem Hammer.

Im Anschluss kommen die Kastanienstücke mit dem Wasser in ein verschleißbares Glas. Schütteln Sie das Gemisch kurz und lassen Sie es ruhen, damit sich ausreichend Saponine lösen. Je kleiner die Stücke, desto kürzer die Wartezeit. Bei grob gehackten oder geviertelten Kastanien sollte die Mischung mindestens acht Stunden, am besten über Nacht, ruhen. Bei Pulver reicht eine halbe Stunde. Das Nachhaltigkeitsportal smarticular.net veranschaulicht in einem YouTube-Video, wie sich frisches Waschmittel mit groben Kastanienstücken herstellen lässt.

Es ist ebenfalls möglich, die Kastanienstücke mit dem Wasser aufzukochen. Das Gemisch muss dann bei niedriger Hitze ungefähr eine Viertelstunde köcheln und im Anschluss abkühlen. Bei beiden Methoden können Sie das fertige Waschmittel durch ein Sieb in ein Behältnis oder direkt ins Waschmittelfach gießen.

Putzen und Spülen mit Kastaniensud

Kastaniensud zum Putzen und Spülen herzustellen, funktioniert ähnlich: Die Kastanienstücke von rund zehn Exemplaren kommen in ein Glas und werden mit ein bis zwei Litern heißem Wasser aufgegossen. Danach ruht das Ganze für 12 bis 24 Stunden. Zum Schluss füllen Sie den Sud durch ein Sieb in verschließbare Behälter. Um das Gemisch zum Putzen zu nutzen, mischen Sie es je nach Verschmutzungsgrad einfach mit dem Putzwasser. Für den ersten Versuch ist eine kleine Tasse pro Eimer Wasser sinnvoll. Wer den Sud als Spülmittel nutzt, kann ihn in eine handelsübliche Spülflasche füllen.

Da das flüssige Kastanienreinigungsmittel nur eine Haltbarkeit von wenigen Tagen hat, empfiehlt es sich, dieses in kleinen Mengen frisch anzusetzen. Wer größere Mengen auf Vorrat herstellen möchte, ist mit einer anderen Methode besser beraten.

Reinigungsmittel auf Vorrat

Um haltbares Reinigungsmittel herzustellen, kommt Kastanienpulver zum Einsatz. Dabei handelt es sich um getrocknete und gemahlene Kastanien. Richtig hergestellt und gelagert hält das Pulver problemlos bis zur nächsten Kastanienzeit. Ein Kilogramm Kastanien ergeben rund 500 Gramm Pulver. Die ersten Schritte entsprechen der Herstellung des Suds: Die sauberen Kastanien werden bei Bedarf geschält und im Anschluss zerkleinert. Anstatt die Stücke mit Wasser aufzugießen, geben Sie diese in einen robusten Mixer oder eine geeignete Küchenmaschine mit Ice-Crusher-Funktion.

Im Anschluss muss das Kastanienpulver trocknen: entweder mehrere Tage an einem warmen Ort oder im Backofen bei etwa 50 Grad Celsius Umluft. Im Ofen dauert das Trocknen nur rund vier Stunden. Bei vielen Öfen genügt es sogar, die Lampe anzuschalten, da diese den Innenraum bereits ausreichend erwärmt. Praktisch ist auch die Restwärme nach dem Backen.

Sobald die Kastanienstücke vollständig getrocknet sind, lassen sie sich zu Pulver mahlen und in luftdicht verschlossene Behälter füllen. Um damit Wäsche zu waschen, mischen Sie zwei bis vier Esslöffel Pulver mit 300 Millilitern Wasser und lassen Sie es eine halbe Stunde ruhen. Dann haben sich ausreichend Saponine gelöst und das Waschmittel ist einsatzbereit.

Wie wirksam sind Reinigungsmittel aus Rosskastanien?

Für hartnäckige Flecken reicht das Waschmittel aus Rosskastanien nicht ohne Weiteres aus. Das haben auch die Tester der Stiftung Warentest festgestellt, als sie Waschnüsse und Waschkastanien mit einem Flüssigwaschmittel verglichen. Sofern Sie die verschmutzten Bereiche aber vor dem Waschen mit Gall- oder Kernseife behandeln, ist das Kastanienwaschmittel durchaus effektiv.

Wichtig ist, dass Kastanien keine Bleichwirkung haben. Weiße Wäsche wird daher nach einigen Waschgängen grau. Um dem Grauschleier entgegenzuwirken, empfiehlt es sich, etwas Bleichendes zur Wäsche zu geben, beispielsweise einen Esslöffel Waschsoda, Natron oder ein Päckchen Backpulver. Auch bei sehr kalkhaltigem Wasser ist Waschsoda empfehlenswert.

Die Wirksamkeit von Kastanienputz- und Spülmittel ist sehr hoch. Damit werden selbst alte, eingetrocknete Überreste entfernt. Voraussetzung ist, dass Kastanien und Putzwasser im richtigen Verhältnis zueinanderstehen. Es erfordert etwas Geduld, bis Sie die korrekte Mischung für den Grad der Verschmutzung gefunden haben.


Teaserbild: © FotoHelin / stock.adobe.com | Abb. 1: © Henry Czauderna / stock.adobe.com | Video: smarticular.net de / YouTube | Abb. 3: © MAK / stock.adobe.com