Bakterienschleuder Spülschwamm – das sind die Alternativen

Bakterienschleuder Spülschwamm – das sind die Alternativen

Der Spülschwamm kommt gerade in Haushalten ohne Spülmaschine täglich zum Einsatz. Da in seinen Poren ein warmes, feuchtes Klima herrscht, ist er die ideale Brutstätte für Bakterien. WissenschaftlerInnen haben herausgefunden, dass in einem Kubikzentimeter Spülschwamm bis zu 54 Milliarden Bakterien leben. Diese sind zwar für gesunde Menschen nicht gefährlich, doch wer will damit schon sein Geschirr abwaschen?

So unhygienisch sind Spülschwämme

Wer regelmäßig mit einem Schwamm abwäscht, hat es wahrscheinlich schon vermutet: In der saugfähigen Schaumstoffstruktur versteckt sich so einiges, was unseren Augen verborgen bleibt. Das bestätigt nun der Molekularbiologe Professor Markus Egert von der Hochschule Furtwangen mit einer Studie. Er untersuchte 14 Spülschwämme aus den Haushalten seiner Studierenden und kam zu dem Ergebnis, dass sich auf einem Kubikzentimeter Putzschwamm bis zu 54 Milliarden Bakterien befinden können. In weit geringerem Ausmaß fanden er und sein Team Algen, einzellige Tiere und Pilze. Ähnlich hohe Konzentrationen an Mikroben finden sich sonst nur in Fäkalproben. Der Spülschwamm ist damit ein heißer Anwärter auf den Titel der größten Bakterienschleuder im Haushalt.

Professor Egert kann Entwarnung geben, denn gefährlich sind die allermeisten dieser Bakterien nicht. Doch wie lässt sich die enorme Menge an Bakterien erklären? Das liegt daran, dass Bakterien an wenigen Orten so optimale Lebensbedingungen vorfinden wie in einem Spülschwamm. Zum einen sind die klimatischen Bedingungen ideal, da die meisten Spülschwämme nie vollständig trocknen. Die Essensreste, die im Schwamm hängen bleiben, bieten Bakterien zudem mehr als genug Nahrung. Schwämme haben weiterhin aufgrund ihrer porigen Struktur eine große Oberfläche, die sich hervorragend besiedeln lässt.

Bei der überwiegenden Masse der gefundenen Mikroorganismen handelte es sich um harmlose Wasser- und Hausbakterien, mit denen wir Menschen ständig in Kontakt kommen. Für gesunde Menschen stellen sie keine Gefahr dar. Krankheitserreger fanden Egert und sein Team in den Proben nicht, doch weist er darauf hin, dass sich grundsätzlich auch gefährliche Mikroben wie Salmonellen und Campylobacter in Spülschwämmen einnisten können. Der Schwamm sollte daher mindestens alle zwei Wochen, besser wöchentlich ausgetauscht werden.

Dass keine gefährlichen Bakterien gefunden wurden, klingt erst einmal positiv, doch wer glaubt wirklich, mit einem Schwamm, auf dem Milliarden Mikroben leben, etwas reinigen zu können? Auf die Frage nach der Sinnhaftigkeit von Spülschwämmen wird Professor Markus Egert deutlich: „Nach meiner Meinung gehört ein Schwamm nicht in die Küche.“

Helfen übliche Schwamm-Reinigungsmethoden?

Das Spülmittel, mit dem ein Putzschwamm nahezu täglich in Berührung kommt, enthält Tenside, welche grundsätzlich antimikrobiell wirken. Eigentlich sollten sich in einem Spülschwamm also nicht Abermilliarden Bakterien tummeln. Professor Egert erklärt das damit, dass es unter den Schwammbakterien Spezialisten gibt, die die Tenside sogar fressen können. Zudem vermutet er, dass die Bakterien eine Art Biofilm – also eine Schleimschicht – bilden, die sie schützt. So überleben sie den täglichen Kontakt mit Tensiden.

Es gibt verschiedene übliche Methoden, einen Spülschwamm zu reinigen. Die meisten davon haben mit heißem Wasser zu tun, welches Mikroben abtötet, sei es die Reinigung in der Wasch- oder Spülmaschine oder das Übergießen mit heißem Wasser. Den Schwamm in der Mikrowelle zu erhitzen, gilt als Geheimtipp. Tatsächlich wird durch diese Maßnahmen die Zahl der Bakterien im Schwamm deutlich reduziert, so Markus Egert. Allerdings gebe es immer resistente Mikroben, die sich nach der Reinigung umso schneller ausbreiten. Den Spülschwamm steril zu bekommen, ist zwar möglich – etwa durch 20-minütiges Kochen – der Energieaufwand steht aber in keinem Verhältnis zum Nutzen.

Viele umweltbewusste Menschen versuchen aus Gründen der Nachhaltigkeit, gereinigte Schwämme wiederzuverwenden. Das ist durchaus sinnvoll, nur nicht in der Küche. Der gebrauchte Schwamm kommt am besten dort zum Einsatz, wo Hygiene nicht so wichtig ist, etwa beim Reinigen von schmutzigen Fugen, Fliesen oder in der Heimwerkstatt.

Alternativen zum Spülschwamm

Ein besseres Putzmittel als der Schwamm ist alles, was zwischen Benutzungen vollständig abtrocknen kann. Allein ein regelmäßiges Trocknen reduziere die Keimzahl um drei bis vier Zehnerpotenzen, so Markus Egert. Eine sinnvolle Alternative ist die Spülbürste, da die Borsten viel einfacher und intensiver trocknen als ein Schwamm.

Besonders empfehlenswert und hygienisch sind Silikonbürsten, die sich leicht reinigen lassen und wenig Lebensraum für Mikroben bieten. Auch Spültücher sind sinnvoller als Putzschwämme, sollten aber mindestens einmal in der Woche heiß gewaschen werden. Wer eine Spülmaschine hat, kann sich glücklich schätzen: In ihr wird Geschirr am hygienischsten wieder sauber.


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